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Zu wenige Ärzte und ein kompliziertes Kassenmodell

Fotos: Felix Thier

Der Kreisverband Teltow-Fläming des Deutschen Gewerkschaftsbundes hatte Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Donnerstag eingeladen, um mit ihr über das medizinische Versorgungssystem im Land zu diskutieren. Die Ministerin fasste gleich zu Beginn zusammen, was viele im Raum mit einem Nicken zu bestätigen wussten: „Das Gesundheitssystem der Bundesrepublik ist krank und gehört reformiert“, sagte sie.

Von der Odyssee, die nach einer viel zu langen Wartezeit endlich zu seiner Netzhaut–Operation führte, berichtete einer der rund zehn Besucher. Ein anderer erzählte, dass er sich nach einem Herzinfarkt nicht richtig versorgt gefühlt habe. Ein Dritter sei bei einer Behandlung als Versuchskaninchen missbraucht worden. „Die Methode war noch gar nicht erforscht“, sagte er.

Es wurde deutlich: Viele der Anwesenden fühlten sich verunsichert vom Gesundheitswesen. Mehr als 130 Krankenkassen, die im Wettbewerb zueinander stehen und um die Gunst von Millionen Krankenversicherten buhlen, die Pharmaindustrie, deren Methoden für die Öffentlichkeit nicht durchschaubar sind und von der sich viele Menschen betrogen fühlen, vor allem jedoch zahlreiche Regionen, in denen der Weg zum nächsten Hausarzt vor allem für ältere Menschen schlicht zu weit ist. Anita Tack bestätigte: „In allen Kreisen gibt es eine Unterversorgung bei Hausärzten.“

Es gibt nur eine Stadt in Teltow-Fläming, in der sich im Verhältnis zu den Einwohnern ausreichend Hausärzte angesiedelt haben. In Jüterbog kümmern sich 19 Allgemeinmediziner um die rund 30 000 Einwohner aus dem Einzugsgebiet. In Luckenwalde und Zossen sieht es schon weniger gut aus. Am schwierigsten ist es für die Ludwigsfelder. Dort sind mit 26 zwar fünf Ärzte mehr als in Jüterbog ansässig, sie müssen jedoch rund doppelt so viele Menschen versorgen.

Was aber könnte junge Mediziner bewegen, aus den Städten hinaus aufs Land zu ziehen? In strukturschwache Gegenden, wo sie um jeden einzelnen Patienten kämpfen müssen und in denen es für Ehepartner und Lebensgefährten schwierig wird, selbst Arbeit zu finden. Der Woltersdorfer Ralf Köbke, der gemeinsam mit seiner Ehefrau gekommen war, sagte: „Ich habe für einen jungen Mediziner deshalb großes Verständnis, wenn er sagt: Nach Petkus etwa ziehe ich nicht.“ Müssten Ärzte also nicht schon viel früher – bereits während des Studiums – hinaus in die dörflichen Regionen? Eine Medizinerausbildung wird an brandenburgischen Hochschulen bislang nicht angeboten, bemerkte MAZ-Redakteur Alexander Engels, der als Moderator durch den Abend führte. Er wollte wissen: Könnte man auf diese Weise nicht angehende Ärzte in der Region verwurzeln? Doch nicht die Ausbildung sei das Problem, sagte Anita Tack und führte Mecklenburg-Vorpommern als Beispiel an, ein Bundesland, das trotz zweier Lehrkrankenhäuser mit den selben Schwierigkeiten zu kämpfen hat wie Brandenburg. Das Problem seien die Strukturen selbst. So wie die Ministerin sie beschrieb, schienen diese jedoch ähnlich kompliziert, wie ein Regierungssystem und damit auch ähnlich schwer zu verändern.

Anita Tack konnte durchaus Lösungsansätze benennen, eine große Bürgerversicherung etwa, in die alle Menschen einzahlen müssen und mehr Präventionsangebote. Wirkliche Antworten wusste sie jedoch nicht. Darum sollte es bei dem Gewerkschaftsforum aber auch nicht gehen. Es sollte vor allem dazu dienen, dass die Probleme der Bevölkerung in der Politik Gehör finden.

Marion Schulz, Märkische Allgemeine Zeitung, Ausgabe 15./16. Juni 2013


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