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Harald Petzold, Mitglied des Bundestages, Fraktion DIE LINKE

Wer bestimmt unsere Meinung?

Wir können sie nicht sehen, nur Computerspezialisten können sie ermitteln, aber wir glauben ihnen, ohne zu wissen, dass Maschinen unsere Meinung bilden. Stimmen sie bei der nächsten Wahl für uns ab – oder bilden zumindest unsere Meinung? Ist das so? Oder ist es doch ganz anders? Ein Interview mit Harald Petzold, Bundestagsabgeordneter der LINKEN und medienpolitischer Sprecher, über elektronische „robots“, inzwischen social bots genannt. Hinter ihnen verbergen sich automatisierte Programme, die sich im Internet mit authentisch wirkenden Nutzungsprofilen zu Wort melden.

Was sind social bots?

Social Bots sind Computerprogramme, die darauf ausgerichtet sind, selbstständig die öffentliche Meinung in sozialen Netzwerken zu beeinflussen oder Schadsoftware zu verbreiten. Diese Programme legen gefälschte Nutzerprofile an und können Beiträge echter Nutzer_innen kommentieren oder eigene Nachrichten verfassen und „liken“. Dabei imitieren sie, je nach Qualität ihres Codes, das Verhalten menschlicher Nutzer_innen und können daher auf den ersten Blick meist nicht als solche erkannt werden.

Können normale Nutzer sie erkennen?

Die Spannweite der technischen Qualität der Social Bots ist sehr groß. Während manche Freundschaftsanfrage auf Facebook durch Fake-Profile von kritischen Nutzer_innen als Betrugsversuch enttarnt werden kann, verfügen ausgefeilte Bot-Programme über durchaus perfide Taktiken. „Clevere“ Bots sind zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten aktiv und folgen sich beispielsweise bei Twitter gegenseitig. So wird ein lebendiges Netzwerk vorgetäuscht. Zum Teil analysieren sie Nutzer_innenprofile natürlicher Personen und passen sich diesen an, um authentischer zu wirken. Derartige Bots können nur durch spezielle Verfahren als solche erkannt werden. Problematisch ist zudem, dass es nahezu unmöglich ist, die Verantwortlichen solcher Bot-Netzwerke ausfindig zu machen.

Gehen wir zu sorglos mit ihnen um?

Es gibt noch keine verlässlichen wissenschaftlichen Aussagen zum Ausmaß des Einflusses durch Social Bots. Doch kann man mit Sicherheit sagen, dass Versuche der gezielten Einflussnahme im Netz bereits stattgefunden haben, zum Beispiel im Rahmen des Russland-Ukraine-Konflikts oder im Vorfeld des Brexit-Referendums. In beiden Fällen verfassten große Bot-Netzwerke in kurzer Zeit tausende Kurznachrichten und beeinflussten dadurch möglicherweise die Stimmung in den betroffenen Ländern. Viele Menschen verfolgen Entwicklungen im Netz und vergessen dabei, dass soziale Netzwerke keinen Spiegel der Gesellschaft darstellen. Noch sind Social Bots nicht dazu fähig, gezielt Meinungen zu manipulieren oder inhaltlich den Ton anzugeben. Aber sie sind eine Gefahr für die Gesprächskultur im Netz. Vorstellbar ist zum Beispiel, dass extreme Äußerungen, die zum Teil von Social Bots getätigt werden, Diskussionen emotional aufladen und konstruktiven Austausch erschweren. Nutzer_innen könnten zu ähnlichen Aussagen verleitet oder gemäßigte Gesprächspartner_innen vergrault werden – eine Vergiftung des Diskurses ist die Folge.

Haben social bots in Deutschland bereits Stimmung für oder gegen etwas gemacht?

Leider gibt es ziemlich deutliche Hinweise darauf, dass in der aktuellen Geflüchteten-Debatte mithilfe von Bots Hassnachrichten auf Twitter verbreitet wurden.

Noch vor der Wahl des US-Präsidenten untersuchten Forscher der Universität Oxford die Pro-Clinton bzw. Pro-Trump-Tweets nach der ersten Fernsehdebatte der beiden Kandidaten. Danach wurden etwa 20 Prozent für Clinton und ein Drittel für Trump durch social bots ausgelöst. Das Stimmungsbild wurde damit verzerrt. Haben wir solche Verzerrungen auch zur Bundestagswahl zu erwarten?

Da diese Versuche bereits jetzt stattfinden, müssen wir befürchten, dass Social Bots auch im Bundestagswahlkampf eingesetzt werden, sofern nicht Wege gefunden werden, dieser Tendenz entgegenzuwirken.

Welchen Umgang stellen Sie sich mit social bots vor?

Die Möglichkeiten zur Erkennung in Deutschland sollten ausgebaut werden. Ferner muss eine Sensibilisierung für das Thema auf allen Ebenen der Gesellschaft stattfinden. Außerdem sollten soziale Netzwerke sich verstärkt um die Aushebung von Bot-Netzwerken bemühen. Zuletzt sollte man sich mit der Frage beschäftigen, unter welchen Voraussetzungen die Nutzung von Bots unter Strafe gestellt werden kann.

Sehen LINKE social bots mit anderen Augen als Vertreterinnen und Vertreter anderer politischer Richtungen?

Glücklicherweise haben sich auch die anderen demokratischen Parteien bereit erklärt, auf die Verwendung derartiger manipulativer Mittel zu verzichten. Nur die AfD lässt dies offen bzw. ihr Dementi klang sehr unglaubwürdig. Das verändert aber nicht meine ablehnende Haltung gegenüber Social Bots. Für eine derartige Position werde ich auch in der LINKEN werben.


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