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Die Toten kommen

In den vergangenen Tagen haben AktivistInnen des "Zentrum für politische Schönheit" die Aktion "Die Toten kommen" gestartet. Die Kampagne besteht aus mehreren Aktionen. Da sind im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge, die in anonymen Gräbern verscharrt, mit Zustimmung der Angehörigen exhumiert, nach Deutschland gebracht und hier erneut, menschenwürdig bestattet werden. Da sind die symbolischen Gräber, die in einigen Städten im Stadtbild auftauchen. Und da war der "Marsch der Entschlossenen", wo am 21. Juni 5.000 AktivistInnen nach einer Demonstration durch Berlin direkt vor dem Reichstag hunderte symbolische Gräber aushoben.

In den Medien hat eine kontroverse Debatte begonnen. Da ist davon die Rede, die Aktion verletze die Grenzen des guten Geschmacks. Nun, ist dem so?

Ja, die Kampagne ist hart. Sie macht die Toten an Europas Außengrenzen sichtbar. Sichtbar in unserem Umfeld, in unseren Straßen, in unserem Leben. Die Medien kommen nicht umhin, bei der Debatte um die Aktionen, deren Grund zu nennen. Damit rückt ins Bewusstsein, was da im Mittelmeer passiert. Die Toten bekommen eine Identität. Ein Sarg, ein Grab. Auch ein symbolisches Grab zeigt: Es geht hier um Menschen. Um Mütter, Väter, Kinder, um Menschen die Hoffnungen haben und Wünsche, die Angst haben, vor dem Krieg und dem Elend. Und die so verzweifelt sind, dass sie sich in ein abgewracktes Boot setzen, mit viel zu vielen weiteren Menschen, in der kleinen Hoffnung, dem Krieg zu entrinnen. Für sich und die ihrigen das Überleben zu sichern, und zu wissen, dass die Chance gering ist, das rettende Ufer zu erreichen. Dass die Gefahr besteht, elendig zu ertrinken. Es rückt ins Bewusstsein, dass wir es sind, die eine Mitschuld am Tod dieser Menschen haben. Durch unser Konsumverhalten, durch unser Schweigen zu politischen Entscheidungen, durch unsere Akzeptanz, dass wir auf Kosten anderer unseren Wohlstand finanzieren.

Wen hat es denn wirklich interessiert, wenn die Meldungen kamen, im Mittelmeer seien 300 oder 400 Flüchtlinge ertrunken? Vielleicht gab es eine kleine Meldung in den Medien, irgendjemanden, der sein Bedauern ausgedrückt hat. Und dann? Vergessen. Ja, hätte es sich um ein Kreuzfahrtschiff gehandelt, das havariert ist ... Da hätte nicht mal jemand sterben müssen und es hätte eine Sondersendung nach der anderen gegeben. Sind deutsche Touristen mehr wert als syrische Flüchtlinge?

Deshalb ist diese Kampagne so wichtig. Es rückt das, was diese Gesellschaft verdrängt oder nicht interessiert, in den Mittelpunkt. Wir sind es, wir in Deutschland, wir in Europa, die den Tod dieser Menschen in Kauf nehmen. Wo war der Aufschrei, als Italien mit Mare Nostrum ein Seenotrettungsprogramm auf Druck der anderen europäischen Staaten aufgab? Wo war die Empörung, als PolitikerInnen über die Zerstörung der Boote redeten? Wer hat mal gefragt, wie das eigentlich gemeint ist: Zerstörung mit oder ohne Menschen drauf? Wo ist die Bewegung, die all jene aus dem Amt treibt, die nicht nur nichts tun gegen das jämmerliche Ertrinken Tausender, sondern im Gegenteil alles dafür tun, dass es dabei bleibt?

Nein, diese Aktion verletzt nicht die Grenzen des guten Geschmacks. Das, was die Europäische Union mit den Flüchtlingen macht, verletzt jede Grenze zur Inhumanität. Nicht die, die die Verbrechen an den Flüchtlingen in unser Bewusstsein rücken, sind die, die Grenzen überschreiten. Nicht die Botschafter sind das Problem, das Problem ist die menschliche Kälte gegenüber dem Sterben Tausender im Mittelmeer. Und deshalb danke ich den AktivistInnen. Ja, die Aktion ist hart. Aber leider bitter nötig!

Andrea Johlige, Mitglied des Landtages Brandenburg,
Sprecherin der LINKEN für Asyl- und Flüchtlingspolitik


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