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Zerrbilder von der Brandenburger Landwirtschaft

In der MAZ vom 27. September hat der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Axel Vogel, ein Zerrbild der Entwicklung des ländlichen Raums in Brandenburg gezeichnet und die Debatte der Enquete-Kommission sehr einseitig bilanziert. Sein Versuch, die „Entleerung des ländlichen Raums“ an die LPG-Vergangenheit der Agrarbetriebe und die überwiegend großbetriebliche Agrarstruktur zu binden, folgt dem Irrtum, das westdeutsche Modell der Kleinfelderwirtschaft ließe sich für die ostdeutsche Landwirtschaft verallgemeinern. Die Agrarstrukturen in Brandenburg sind historisch gewachsen. Sie leiten sich aus den natürlichen Bedingungen der „Streusandbüchse“ ab, die Landwirtschaft erst ab einer bestimmten Flächengröße rentabel sein lässt. Bei einem Vergleich müssen die schlechteren Böden und die geringeren Niederschläge berücksichtigt werden.

Vogels Kritik „zu wenig Wertschöpfung“ ist deshalb pharisäerhaft. Ein Blick in die Statistik zeigt: Das war auch in vorsozialistischen Zeiten der Fall. Gänzlich ignoriert werden im Beitrag die gegenüber der westdeutschen Landwirtschaft höhere Wertschöpfungsrentabilität und Arbeitsproduktivität, der geringere spezifische Verbrauch von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Energie und die inzwischen vergleichbaren Pflanzenerträge und höheren Tierleistungen. Auch die Erfolgsgeschichte des ökologischen Landbaus und der Fauna-Flora-Gebiete in Brandenburg gehört dazu.

Nach Ansicht der Linken sind in vielen Bereichen Brandenburgs die Löhne zu niedrig. Dies gilt auch für die Landwirtschaft, wenngleich wir uns im Ost-West-Vergleich nicht verstecken müssen. Die von Axel Vogel erneuerte Kritik am wirtschaftlichen Überleben ehemaliger LPG-Strukturen geht an den historischen Realitäten vorbei. Da der überwiegende Anteil der Böden den LPG-Bauern gehörte, konnten die Genossenschaften nach 1990 nicht über die „Treuhand“ abgewickelt werden. Im Gegensatz zu allen anderen Bereichen war es den hiesigen Bauern möglich, ihren Weg in die Marktwirtschaft selbst zu gestalten. Die Regularien beschloss der Bundestag. Dabei wurden Fehler gemacht, auch von Akteuren. Wir finden es gut, dass im deutschen Vereinigungsprozess Ostdeutsche eigene Erfahrungen einbringen konnten. Die großen Agrarbetriebe stehen nicht in Konkurrenz zu kleineren Familienbetrieben, die ebenso wichtige Versorgungsfunktionen erfüllen. Sie haben sich bis heute behauptet und gehören zu den wenigen ökonomischen Erfolgsgeschichten in Brandenburg. Angesichts des bundesweiten Trends zu wenigen und größeren Betrieben, der abgewickelten Lebensmittelverarbeitung in Brandenburg und dem Mangel an Kaufkraft ist der von Axel Vogel befürwortete Zukunftsentwurf von kleinbäuerlichen „Gärten der Metropole“ illusionär.