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Holger Geissler
Anke Domscheit-Berg in einem Ausschusssitzungssaal im Deutschen Bundestag (Foto: Holger Geissler, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode.de)

Anke Domscheit-Berg MdB

Gewalt gegen Frauen

Wenn wir von Gewalt gegen Frauen reden, ist oft die Rede von Mord oder körperlichen Verletzungen, häufig in Verbindung mit häuslicher Gewalt. Allein 2017 wurden 221 Frauen von ihrem Partner oder einem Familienmitglied getötet, 63 Prozent aller getöteten Frauen. Fast 220.000 Frauen wurden 2017 verletzt, mehr als 100.000 Frauen vom Partner oder einem Familienmitglied.

Häufig haben diese extremen Formen der Gewalt eine Vorgeschichte, beginnen mit verbaler oder psychischer Gewalt, mit Einschüchterungen, Drohungen oder Stalking. Die fortschreitende Digitalisierung unseres Alltags hat dazu geführt, dass auch Gewalt gegen Frauen häufig im digitalen Raum stattfindet. Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe / Frauen gegen Gewalt e.V. (bff) hat beispielsweise 2017 in einer Umfrage herausgefunden, dass Beratungsanfragen zum Thema "Digitale Gewalt" zugenommen haben.

Vor allem beim Stalking, dem Verfolgen und Belästigen einer Person, greifen Täter mittlerweile fast immer auf digitale Hilfsmittel zurück. Auch die digitale Gewalt gegen Frauen findet häufig im sozialen Umfeld statt. Sie hat viele Ausprägungen, angefangen vom Identitätsdiebstahl, bei dem beispielsweise gefälschte Profile auf Porno- oder Dating-Plattformen veröffentlicht werden, über Drohungen und Beleidigungen per E-Mail oder in sozialen Netzen („Hate Speech“), bis hin zum Eindringen in die Privatsphäre des eigenen Smartphones.

Dabei werden z. B. so genannte Spionage-Apps installiert, mit denen sich die Handys der Opfer ausspionieren lassen oder E-Mails und Social-Media-Aktivitäten mitgelesen werden können. Selbst das Abhören von Gesprächen oder das heimliche Beobachten mithilfe von Kameras, die in der Wohnung ihrer Opfer installiert wurden, werden als digitale Gewalt beobachtet.

Obwohl es an Relevanz zunimmt, ist das Thema "Digitale Gewalt" leider viel zu wenig erforscht, die Datenlage ist dünn. Bei Polizei als auch in der Justiz fehlen erforderliche Spezialkenntnisse. Beratungsstellen sind ungenügend ausgestattet.

Mit anderen Abgeordneten der Linksfraktion im Bundestag habe ich das Positionspapier „Cybersicherheit - Ein Beitrag für einen sicheren digitalen Raum“ erarbeitet. Wir haben darin nicht wie üblich nur klassische IT-Sicherheitsprobleme von Computerviren bis zum Hacken von Sicherheitslücken erfasst, sondern auch digitale Gewalt darin berücksichtigt und eine ganze Reihe von Forderungen entwickelt, die diese Missstände adressieren.

Gewalt gegen Frauen ist ein Massenproblem, das endlich umfassender bekämpft werden muss.